Swissgrids Anteil an der Stromrechnung

Autorin: Stephanie Bos


Während des ersten Quartals flattert die definitive Stromrechnung für das vergangene Jahr in die Briefkästen der Schweiz. Dann steht fest, wie viel Strom tatsächlich verbraucht wurde und welche Kosten dadurch anfallen. Neben dem Einzahlungsschein liegt der Rechnung eine Übersicht der Leistungen bei. Diese zeigt auf, was die Konsumentin oder der Konsument genau bezahlt. Dabei wird klar: der tatsächlich bezogene Strom ist nur ein Teil dieser Kosten, denn der Strompreis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Die Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen unter anderem auch für den Stromtransport und dafür, dass das Stromsystem sicher und effizient betrieben werden kann. Und genau hier kommen die Tarife von Swissgrid ins Spiel.

Die Tarife erklärt

Swissgrid kalkuliert für ihre Leistungen jedes Jahr verschiedene Tarife, damit sie ihre Kosten decken kann. Vereinfacht gesagt, handelt es sich um drei unterschiedliche Bestandteile: die Netznutzung, die allgemeinen Systemdienstleistungen und die individuellen Systemdienstleistungen. Wie Swissgrid ihre Tarife ermittelt, ist durch das Stromversorgungsgesetz und der Stromversorgungsverordnung genau vorgegeben.

Der Tarif für die Netznutzung deckt das Kerngeschäft von Swissgrid ab. Das sind der Betrieb, die Instandhaltung und der Ausbau des Schweizer Übertragungsnetzes.

Der Tarif für die allgemeinen Systemdienstleistungen deckt insbesondere die Ausgaben für die Regelreserven. Diese setzt Swissgrid ein, um das Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch herzustellen und die Frequenz von 50 Hertz sicherzustellen. Diese ist essenziell für ein funktionierendes Stromnetz. Kraftwerke halten Regelreserven bereit, die bei unvorhergesehenen Schwankungen aktiviert werden. Da Swissgrid keine eigenen Kraftwerke besitzen darf, wird diese Leistung auf verschiedenen Regelreservemärkte beschafft. Eben dieser Beschaffungsaufwand macht den grössten Teil der Kosten aus.

Der Tarif für die individuellen Systemdienstleistungen deckt einerseits die Kosten für die Beschaffung der Wirkverluste. Sie entstehen durch den Transport und die Transformierung von Strom und müssen ersetzt werden. Andererseits sind in diesem Tarif die Kosten für die Beschaffung von Blindenergie enthalten. Sie ist für eine optimale Spannung im Netz notwendig. Swissgrid erwirbt beide Leistungen auf den Strommärkten. Somit ist auch hier der Beschaffungsaufwand der grösste Kostenfaktor.

Für das Tarifjahr 2024 ist zum ersten Mal ein neuer Tarif enthalten: der Tarif für die Stromreserve. Swissgrid verrechnet damit die Kosten für die Massnahmen, die der Bund zur Erhöhung der Versorgungssicherheit im Winter ergriffen hat. Die Wasserkraftreserve, der Anschluss des Reservekraftwerks in Birr und auch die operative Abwicklung der Notstromgruppen gehören zu diesen Massnahmen.

Swissgrid stellt den Konsumentinnen und Konsumenten keine direkte Rechnung. Die Swissgrid Tarife werden unter anderem den Verteilnetzbetreibern verrechnet. Diese kalkulieren dann auf Basis ihrer Netzkosten und der Tarife von Swissgrid ihre eigenen Tarife. Die Tarife von Swissgrid sind also in den Kosten der Verteilnetzbetreiber enthalten und werden nicht separat ausgewiesen. Summiert mit den Netzkosten der Verteilnetzbetreiber sind sie auf der Rechnung im Überblick der Leistungen unter Netznutzung und Systemdienstleistungen enthalten.

Wie Swissgrid ihre Tarife ermittelt, ist durch das Stromversorgungsgesetz und der Stromversorgungsverordnung genau vorgegeben.

Differenzen vermeiden

Swissgrid publiziert jeweils bis Ende März ihre Tarife für das darauffolgende Jahr. Im Jahr 2022 wurden die Tarife 2023 bekannt gegeben, im Jahr 2023 die Tarife für 2024 und so weiter. Doch wie kalkulieren wir die Kosten der Zukunft? Die einfache Antwort: Mithilfe von Approximation. Die Tarife werden auf Basis von Annahmen über die erwarteten Kosten und Erlöse kalkuliert. Dabei stützt sich Swissgrid unter anderem auf Prognosen zur Preisentwicklung auf den internationalen Strommärkten. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Kostenannahmen nicht ganz genau den tatsächlichen Kosten entsprechen. Unvorhersehbare Ereignisse können die Strompreise in die Höhe treiben, wie beispielsweise die Ausserbetriebnahme einiger französischer Kernkraftwerke im vergangenen Herbst. Der Gesetzgeber hat dies bei der Ausgestaltung des Stromversorgungsgesetzes und dessen Verordnung berücksichtigt und eine Lösung definiert.

Die entstehenden Differenzen zwischen den Kostenannahmen und den tatsächlichen Kosten werden Deckungsdifferenzen genannt. Swissgrid muss diese Differenzen über die Folgejahre abbauen. Übersteigen die tatsächlichen Kosten die Tarifeinnahmen, entsteht eine Unterdeckung. Sie wird über die Folgejahre tariferhöhend abgebaut. Übersteigen hingegen die Tarifeinnahmen die effektiven Kosten, tritt eine Überdeckung auf. Sie wird über die Folgejahre tarifsenkend abgebaut.

Unvorhersehbare Ereignisse können die Strompreise in die Höhe treiben, wie beispielsweise die Ausserbetriebnahme einiger französischer Kernkraftwerke im vergangenen Herbst.


Autorin

Stephanie Bos
Stephanie Bos

Communication Manager


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