- Über 99,9 Prozent Netzverfügbarkeit trotz Herausforderungen
- Über CHF 300 Mio. in das Übertragungsnetz investiert
- Internationale Stromflüsse und ungenaue Solarprognosen erschweren Betrieb
- Stabiles Ergebnis von CHF 103,8 Mio.
- Fortschritte beim strategischen Netz 2040
- Schlankere Bewilligungsverfahren und Stromabkommen sind zentrale Zukunftsfaktoren
Swissgrid betrieb das Schweizer Übertragungsnetz im Geschäftsjahr 2024 sicher und zuverlässig – die Verfügbarkeit lag bei über 99,9 Prozent, trotz anspruchsvollem Umfeld.
Herausfordernder Netzbetrieb wegen internationalen Stromflüssen und Solarprognosen
Das Jahr 2024 machte erneut deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit unter den europäischen Übertragungsnetzbetreibern für die Netzstabilität und damit auch für das Gelingen der Transformation des Energiesystems ist. Zunehmende internationale Stromflüsse und das fehlende Stromabkommen mit der EU stellten Swissgrid vor Herausforderungen bezüglich Netzbetrieb, Netzstabilität und Rechtssicherheit. Hinzu kamen rekordhohe Exporte während des Sommers von bis zu 8,8 Gigawatt. Diese Faktoren führten zu Netzengpässen an den Landesgrenzen und entsprechenden Kosten im Bereich des Engpassmanagements (Redispatch-Massnahmen).
Im Berichtsjahr schloss Swissgrid erfolgreich eine Vereinbarung über Grenzkapazitätsberechnungen mit den Netzbetreibern und Regulatoren der Region CORE ab. Diese Vereinbarung ist wichtig, da sie ungeplante Lastflüsse an der Nordgrenze reduziert. Sie ersetzt allerdings kein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU, da sie nur einen technischen Teilbereich regeln darf und aus politischen oder anderen Gründen zurückgezogen werden kann.
Swissgrid gelang es 2024 die Netzfrequenz stabil zu halten. Allerdings wurde eine deutliche Zunahme von Frequenzabweichungen verzeichnet. Wichtigster Grund dafür ist, dass es anspruchsvoller wird, die Solarstromproduktion vorherzusagen. Dies erforderte verstärkten Einsatz von Regelenergie und verursachte entsprechende Kosten für die Stromkonsumentinnen und -konsumenten. Immer häufiger muss Swissgrid entsprechende Abweichungen ausgleichen. Deshalb hat Swissgrid gemeinsam mit der Branche Massnahmen eingeleitet, um die Prognosequalität zu verbessern.
Investitionen in das Netz der Zukunft
Um den sicheren Netzbetrieb auch in Zukunft zu gewährleisten, hat Swissgrid im Berichtsjahr über CHF 300 Mio. in den Ausbau und die Instandhaltung des Schweizer Übertragungsnetzes investiert. Im Berichtsjahr wurden Meilensteine bei verschiedenen wichtigen Netzprojekten erreicht. Die neue 380-Kilovolt-Leitung zwischen Mörel und Ulrichen stellt beispielsweise den Abtransport der Walliser Wasserkraft sicher. Mit der Erneuerung der Unterwerke in Mettlen und Lachmatt stärkt Swissgrid die Versorgung in den Regionen Innerschweiz beziehungsweise Basel-Landschaft. Insgesamt betreuen die Spezialistinnen und Spezialisten von Swissgrid über 250 Netzprojekte in allen Landesteilen.
Darüber hinaus plant Swissgrid im Projekt «Strategisches Netz 2040» auch das Netz der Zukunft. Im Sommer wurde das Zielnetz für das Jahr 2040 finalisiert und der ElCom zur Prüfung übergeben. Einzelheiten zum «Strategischen Netz 2040» wird Swissgrid im Frühling publizieren.
Konstante Unternehmensleistung, konkrete Klimaziele
Das Unternehmensergebnis für das Geschäftsjahr 2024 betrug CHF 103,8 Mio. (2023: CHF 100,0 Mio.). Der Verwaltungsrat beantragt eine Dividende von CHF 51,9 Mio. (2023: CHF 30,0 Mio.).
Im Berichtsjahr beliefen sich die Gesamtinvestitionen auf CHF 317,5 Mio. (2023: CHF 279,5 Mio.). Der Beschaffungsaufwand sank auf CHF 684,5 Mio. (2023: CHF 899,0 Mio.). Das allgemein tiefere Preisniveau an den Stromhandelsmärkten führte zu tieferen Aufwänden bei der Wirkverlustbeschaffung und den Kosten für die Spannungshaltung. Höhere Kosten verursachten hingegen die Frequenzregelung (Beschaffung von Regelenergie) und das Engpassmanagement (Redispatch-Massnahmen). Die vom Bund beschlossene Stromreserve verursachte Kosten von CHF 186,5 Mio. (2023: CHF 403,2 Mio.).
Der Nettoumsatz stieg auf CHF 1825,1 Mio. (2023: CHF 1219,2 Mio.) aufgrund des höheren Tarifniveaus 2024. Der Anstieg ist auf die Verwerfungen an den Energiemärkten im Jahr 2022 zurückzuführen, da Swissgrid diese Kosten in den Folgejahren eintarifiert. 2026 werden die Leistungen von Swissgrid erneut günstiger.
Da das Unternehmensergebnis von Swissgrid im stark regulierten Geschäftsmodell entsteht, ist für 2025 ein Ergebnis auf dem Niveau des Berichtsjahres zu erwarten. Die Anpassung der WACC-Berechnung (Weighted Average Cost of Capital) durch den Bundesrat wird ab 2026 zu einem tieferen Unternehmensergebnis führen.
Swissgrid hat 2024 ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit weiter gestärkt und erstmals konkrete Klimaziele festgelegt. Bis 2030 sollen die direkt und indirekt von Swissgrid verursachten Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2) halbiert und bis 2040 um 90 Prozent reduziert werden. Dafür hat Swissgrid einen detaillierten Massnahmenplan erarbeitet, der ab diesem Jahr implementiert wird.
Ausblick: Schlankere Bewilligungsverfahren und Stromabkommen
Die Herausforderungen im Netzbetrieb in der Schweiz und Europa werden weiter zunehmen. Damit die Transformation des Stromsystems gelingt, sind dringend schlankere Bewilligungsverfahren nötig, wie sie beispielsweise die Netzexpress-Vorlage des Bundesrats vorsieht.
Darüber hinaus setzt sich Swissgrid entschieden für eine enge Zusammenarbeit mit der europäischen Nachbarschaft ein. Ein Stromabkommen mit der EU erhöht die Versorgungssicherheit und die Netzstabilität, ermöglicht Schweizer Akteuren Zugang zum europäischen Strommarkt und führt zu tieferen Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz.