Der letzte Abschnitt der Spannungserhöhung zwischen Beznau und Birr auf 380 Kilovolt enthält eine Premiere für Swissgrid: Am «Gäbihübel» im Raum Bözberg/Riniken verlegt Swissgrid ein 1,3 Kilometer langes Höchstspannungskabel in den Boden. Die Bauarbeiten, die mit dem heutigen Spatenstich offiziell begonnen haben, dauern voraussichtlich bis Ende 2020.
Die Spannungserhöhung der Leitung zwischen Beznau (AG) und Mettlen (LU) von 220 auf 380 Kilovolt ist Teil des «Strategischen Netzes 2025». Sie erhöht die Versorgungssicherheit insbesondere in den Ballungsräumen Zürich und in der Zentralschweiz. Zwischen Beznau und Birr besteht noch ein 6,5 km langes Teilstück, das jetzt umgebaut wird.
Teilverkabelung am «Gäbihübel»
Auf einem 1,3 Kilometer langen Abschnitt am «Gäbihübel» bei Bözberg/Riniken verlegt Swissgrid erstmals ein Höchstspannungskabel einer 380-kV-Leitung unter die Erde. «Die Teilverkabelung ist ein technisch herausforderndes Projekt. Wir freuen uns über diesen wichtigen Ausbauschritt bei der Realisierung des Strategischen Netzes 2025», sagt Philipp Isler, stellvertretender Leiter Grid. Die heutige Freileitung, die über das Siedlungsgebiet von Neu-Riniken führt, wird zurückgebaut. Um das verkabelte Teilstück mit der heutigen Freileitung zu verbinden, werden zwei Freileitungsabschnitte zwischen Rüfenach und Habsburg gebaut. Die Gesamtlänge der beiden Abschnitte beträgt 5,2 Kilometer. Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich nach aktuellem Planungsstand auf 34 Millionen Franken, davon 20 Millionen für den Kabelabschnitt mit den beiden Übergangsbauwerken.
Sorgfältige Platzierung der Übergangsbauwerke
Ende August 2018 beginnt der Bau der beiden Übergangsbauwerke, die je ungefähr die Fläche eines Eishockeyfeldes beanspruchen. Sie verbinden das Erdkabel mit den Freileitungsanschlüssen am nördlichen und südlichen Ende des «Gäbihübels». Swissgrid hat ihre Standorte im Projektverlauf sorgfältig ausgewählt: Das Übergangsbauwerk Nord im Gebiet «Pfaffenfirst» wird durch den umliegenden Wald bestmöglich abgeschirmt. Die dazu nötigen Ausholzungsarbeiten sind bereits abgeschlossen. Die Wiederaufforstungen haben bereits begonnen. Das südliche Übergangsbauwerk wird im Bereich «Untere Stockacher» direkt unterhalb der SBB-Bözbergstrecke gebaut, um das Landschaftsbild möglichst zu schonen. Dazu bündelt Swissgrid die Bauten der Bahn und Übertragungsleitung.
Verlegung der beiden Rohrblöcke
Parallel zu den Arbeiten an den Übergangsbauwerken beginnt Swissgrid Ende August mit den Aushub- und Bauarbeiten für die Verlegung der Erdkabel. Die Kabel werden in zwei 1,5 Meter breiten Kabelrohrblöcken geführt. Dafür ist ein 5 Meter breiter und ca. 2 Meter tiefer Kabelgraben notwendig. Die Baustelle hat entlang der ganzen Leitung eine Breite von rund 25 Metern.
Einzug der Kabel und Rückbau der Freileitungen
Mit dem Einzug der insgesamt 12 Erdkabel in die beiden Rohrblöcke steht ab Mitte 2019 eine logistisch und technisch anspruchsvolle Aufgabe an: Erdkabel sind aufgrund ihrer dicken Isolierung deutlich schwerer als Leiterseile einer Freileitung. Das Gesamtgewicht der total verlegten Kabel beträgt rund 380 Tonnen. Parallel zum Einzug der Kabel werden die neuen Masten zum Anschluss der Übergangsbauwerke Nord und Süd an die bestehende Freileitung errichtet. Swissgrid plant, die neue 380-kV-Leitung bis Ende 2020 in Betrieb zu nehmen. 2021 wird die bisherige 220-kV-Freileitung demontiert.
Sicherheit hat oberste Priorität
Für Swissgrid steht die Sicherheit auf der Baustelle und entlang der Zufahrtsstrassen im Bözberger Ortsteil Hafen an erster Stelle. Dazu Therese Brändli, Gemeindeammann von Bözberg: «Für den Gemeinderat ist die Sicherheit der Bevölkerung das zentrale Anliegen. Wir haben deshalb mit Swissgrid diverse Massnahmen vereinbart zum Schutz der Einwohner und Verkehrsteilnehmer im Wohngebiet Hafen, und dabei insbesondere der Kinder auf dem Schulweg.» Swissgrid informiert die Bevölkerung frühzeitig und umfassend über Einschränkungen und Immissionen.
Ein Schaufenster für Forschung und Öffentlichkeit
Am «Gäbihübel» wird eindrücklich sichtbar, welche Auswirkungen die Verkabelung eines Abschnitts einer 380-kV-Höchstspannungsleitung auf Landschaftsbild und Umwelt hat, welche Kosten dabei entstehen und welche Herausforderungen Bau, Betrieb und Instandhaltung mit sich bringen. Swissgrid lässt das Projekt deshalb wissenschaftlich begleiten. Zusätzlich soll ab Anfang 2019 ein Besucherzentrum der Öffentlichkeit die Chancen und Herausforderungen einer Erdverkabelung transparent und sachlich aufzeigen.
Eine bewegte Vorgeschichte
Erste Pläne für eine Spannungserhöhung der Leitung Beznau – Birr auf 380 Kilovolt reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Die verschiedenen Freileitungsvarianten wurden jedoch immer wieder durch Einsprachen blockiert. 1996 wurden die meisten Freileitungsabschnitte genehmigt und gebaut. Im Jahr 2011 hat das Bundesgericht entschieden, dass am «Gäbihübel» in Bözberg und Riniken ein Teilverkabelungsprojekt auszuarbeiten sei.
Swissgrid erarbeitet Projekt zur Teilverkabelung
2013 hat die mittlerweile für das Übertragungsnetz zuständige Swissgrid ein Teilverkabelungsprojekt beim Bundesamt für Energie (BFE) eingereicht. Im Juli 2016 gab dieses grünes Licht. Seither laufen am «Gäbihübel» umfangreiche Planungs- und Vorbereitungsarbeiten.
Technische Informationen zum Projekt
Spannungsebene | 380 und 220 kV |
Anzahl Kabel | 12 |
Gewicht der Kabel | rund 380 Tonnen |
Planer | Axpo Power AG |
Generalunternehmung | ERNE Bauunternehmung AG |
Projektleitung | Gähler und Partner AG |
Lieferant Kabel | Brugg Cables |
Projektkosten | 34 Mio. CHF |