Die Schweiz steckt mitten in der Energiewende und verfolgt das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Gleichzeitig muss jedoch die sichere Stromversorgung gewährleistet bleiben. Was bedeutet das für das Schweizer Stromnetz und weshalb ist Flexibilität so wichtig?

Von konventioneller Erzeugung zur dezentralen Stromversorgung

Der Betrieb des Stromnetzes war vor der Energiewende deutlich einfacher als heute: Zentrale Kraftwerke produzierten Strom, der dann über verschiedene Netzebenen zu den Verbrauchern gelangte. Der Zuwachs an dezentralen Energiequellen wie Wind- und Solaranlagen hat diesen Betrieb jedoch deutlich komplexer gemacht. Diese dezentralen Energiequellen speisen an vielen Stellen Strom ins Netz ein und ergänzen die grossen Kraftwerke. Sonne und Wind liefern aber nicht immer gleich viel Strom, was zu schwer prognostizierbaren Schwankungen bei der Stromerzeugung führt.

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1/2: Wasserkraft dominiert die Stromerzeugung, während Kernkraftwerke vom Netz gehen.
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2/2: Solar- und Windkraftanlagen breiten sich dezentral im ganzen Land aus.

Flexibilität bietet Chancen

Dezentrale Energiequellen bringen nicht nur Herausforderungen, sondern bieten durch ihre Flexibilität auch Chancen für den Netzbetrieb. So hilft diese Flexibilität, starke Schwankungen im Stromnetz auszugleichen – etwa, wenn Windparks wetterbedingt mal mehr und mal weniger Strom erzeugen. Photovoltaikanlagen produzieren tagsüber viel Strom, nachts jedoch gar keinen. Diese täglichen Schwankungen können erheblich sein. Die Flexibilität ermöglicht es, überschüssigen Strom zu speichern und bei Bedarf zusätzliche Energiequellen zu aktivieren, um das Netz stabil zu halten. Allerdings wird derzeit die Flexibilität durch dezentrale Energieressourcen auf Verteilnetzebene nicht effizient genutzt. Wenn man die Wind- und Sonnenergie clever nutzt, kann man ebendiese Schwankungen damit ausgleichen. Der Schlüssel dazu: grosse Energiespeicher. Wenn die Windräder oder PV-Anlagen überschüssigen Strom produzieren, muss diese Energie in Speicher fliessen. Entweder in Pumpspeicherwerke oder in grosse Batterien. Diese Chance bietet viel Potenzial, wird heute aber erst ansatzweise genutzt.

Die Flexibilität ermöglicht es, überschüssigen Strom zu speichern und bei Bedarf zusätzliche Energiequellen zu aktivieren, um das Netz stabil zu halten.

Das zukünftige Energiesystem
Das zukünftige Energiesystem

Zusammenarbeit zentraler denn je

In einem dezentralen Energiesystem ist der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit extrem wichtig. Vom kleinen Kraftwerksbetreiber über die grossen Stromkonzerne bis zu den Verteilnetzbetreibern, Swissgrid sowie weiteren europäischen Übertragungsnetzbetreibern müssen alle am selben Strang ziehen. Diese durchgehende Kooperation ist viel wichtiger als früher, weil die Kraftwerke heute in Form von PV-Anlagen auch auf den Dächern der Haushalte stehen. Dort wo früher Strom ausschliesslich konsumiert wurde, wird er heute auch produziert.

Um dezentrale Energiequellen erfolgreich ins Netz einzubinden, braucht es klare Regeln, die festlegen, welche Aufgaben die Stromproduzenten, Verteilnetzbetreiber und Swissgrid übernehmen. Eine baldige Einigung in der gesamten Strombranche ist erforderlich, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und die Flexibilität erneuerbarer Energien optimal zur Stabilisierung des Netzes zu nutzen. Kurz gesagt: Es braucht alle Akteure, Stromproduzenten, Verteilnetzbetreiber und Swissgrid als Betreiberin des Übertragungsnetzes, um das Stromnetz in der Schweiz weiterzuentwickeln.

Swissgrid setzt sich aktiv ein – in der Schweiz und in Europa

Swissgrid hat zusammen mit den Übertragungsnetzbetreibern Tennet (DE/NL) und Terna (IT) «Equigy» als Joint Venture gegründet. Equigy entwickelt eine sogenannte «Crowd-Balancing-Plattform». Besitzer von kleinen dezentralen Energieressourcen können ihre Anlagen den Stromnetzbetreibern anbieten. Equigy erleichtert den Datenaustausch zwischen verschieden Akteuren und bindet neue Marktteilnehmer in die Wertschöpfungskette ein. Der Zugang für die Akteure zu den Märkten wird in ganz Europa durch die Equigy-Plattform vereinfacht, sodass Flexibilitätsanbieter teilnehmen können. Der grösste Vorteil der Plattform: Sie trägt entscheidend zur Stabilität des Stromnetzes bei und sorgt für eine sichere Stromversorgung trotz den zunehmenden Schwankungen durch die Energiewende. Bei Swissgrid wird die «Crowd-Balancing-Plattform» für alle Regelleistungs- und Regelenergieprodukte implementiert.

Equigy erleichtert den Datenaustausch zwischen verschieden Akteuren und bindet neue Marktteilnehmer in die Wertschöpfungskette ein.

Auf nationaler Ebene arbeitet Swissgrid als Übertragungsnetzbetreiberin eng mit den Verteilnetzbetreibern und Flexibilitätsdienstleistern Axpo, Azienda Elettrica di Massagno (AEM), CKW, ewz, Groupe E, Primeo Energie, Romande Energie und St. Galler Stadtwerke (sgsw) im Projekt «Koordination TSO-DSO» zusammen. Swissgrid setzt sich für einen optimalen Einsatz von dezentralen Energieressourcen für Netz- sowie Systemdienstleistungen ein. Ziel ist es, einen Koordinationsmechanismus zu entwickeln und einen Markt für Netz- und Systemdienstleistungen zu gestalten. Mit diesen Initiativen positioniert sich Swissgrid in der Schweiz und in Europa als innovatives und nachhaltiges Unternehmen, das einen entscheidenden Beitrag zur Transformation des Energiesystems leistet.

*Titelbild KI-generiert
 


Autor

Jérémy Plumejeau
Jérémy Plumejeau

Stakeholder Manager


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