Netz Nachhaltigkeit

Das Höchstspannungsnetz kriegt Vögel

Nistkästen an Strommasten bieten bedrohten Vogelarten neuen Lebensraum

Autorin: Stephanie Bos


Wer morgens durch Vogelgezwitscher erwacht, weiss, der Frühling ist da. Oftmals sind es Kohlmeisen, Amseln oder Spatzen, die uns mit ihrem Gesang den Schlaf rauben. Eine Vogelart, die man immer weniger hört, ist die Dohle. Der Rabenvogel ist auf der roten Liste als potenziell gefährdet eingestuft. Dohlen sind darum eine Prioritätsart für die Artenförderung. Es ist also höchste Zeit, dieser Vogelart neuen Lebensraum zu schaffen – auch an eher unkonventionellen Orten wie in diesem Fall an Masten des Höchstspannungsnetzes. Die Tiere bevorzugen höher gelegene Standorte umgeben von Kulturland. Strommasten eignen sich also sehr gut als Wohnort für Dohlen. Einige Projekte zur Anbringung von Nistkästen für Dohlen an Höchstspannungsmasten wurden jüngst umgesetzt.

Es ist höchste Zeit, Dohlen neuen Lebensraum zu schaffen – auch an eher unkonventionellen Orten.

 
Dohlenkolonie siedelt um

In einem Kohleturm in Weinfelden brütet seit Jahren eine Kolonie Dohlen. Die Nistkästen im alten Gebäude wurden vom Natur- und Vogelschutzverein Weinfelden extra für die Tiere eingerichtet. Der Verein hat über Jahre die Dohlen beobachtet und ihren Bestand rapportiert. Heute zählt die Kolonie circa 25 Brutpaare. Sie ist damit die grösste Kolonie im Kanton Thurgau. Die Dohlen sind die letzten Bewohner des alten Kohleturms, der im Jahr 2023 abgerissen werden soll. Der Natur- und Vogelschutzverein Weinfelden hat sich deshalb nach einem neuen Zuhause für die Dohlen umgesehen und ist mit Unterstützung der Vogelwarte Sempach auf die Masten der Höchstspannungsleitung Weinfelden – Winkeln gekommen. Damit die Tiere genügend Zeit haben, umzusiedeln, wurden bereits im Februar an einem Masten zehn Nistkästen angebracht. Gleichzeitig wird der alte Standort für die Tiere Schritt für Schritt unzugänglich gemacht. Den Unterhalt (Kosten und Verantwortung) der Nistkästen an den Höchstspannungsmasten übernimmt weiterhin der Thurgauer Vogelschutz. Für den Unterhalt und die allfällige Demontage der Nistkästen werden Dienstleister von Swissgrid beauftragt. Beides erfolgt unter der Aufsicht von Swissgrid Personal oder von Swissgrid autorisierten Personen. Der Vogelschutzverein darf die Nistkästen aus Sicherheitsgründen nicht selbstständig montieren, unterhalten oder demontieren oder diese Dienstleistungen bei Dritten in Auftrag geben.

Nistkästen am Mast
Die Nistkästen am Mast der Leitung Weinfelden – Winkeln

Neues Heim im Rhonetal

An verschiedenen Standorten in der Schweiz macht sich das Verschwinden der Dohle bemerkbar. So beispielsweise im Rhonetal in der Region Saint-Triphon. Um die Wiederbesiedlung der Region zu fördern, wurden auch hier sechs Nistkästen an einem Strommasten angebracht. Verantwortlich dafür ist die Groupe des Jeunes de Nos Oiseaux in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach, Romande Energie und Swissgrid. Die Strommasten bieten den Rabenvögeln auch hier optimalen Lebensraum. Denn sie haben genügend Höhe und befinden sich meist in einer Umgebung, die den Dohlen genügend Nahrung bietet. Werden die installierten Nistkästen von Dohlen besiedelt, sollen weitere an den Masten angebracht werden.

Turmfalke fliegt Nistkasten an
1/2: Ein Turmfalke fliegt den Nistkasten am Mast an (©Klaus Robin)
Nistkästen für Turmfalken
2/2: Nistkästen für Turmfalken bieten auch dieser bedrohten Vogelart ein Zuhause (©Klaus Robin)

Nistkästen für verschiedene Vogelarten an Strommasten sind nicht neu. Mit dem Schweizer Höchstspannungsnetz hat Swissgrid 2013 auch bereits ein paar Nistkästen übernommen – beispielsweise solche für Turmfalken. Auch sie sind eine auf der roten Liste aufgeführte Vogelart, die potenziell gefährdet ist und als Prioritätsart für Artenförderung definiert wird. Swissgrid freut sich, dass ihre Masten den Tieren ein neues Zuhause bieten können und ist offen für weitere Anfragen.


Autorin

Stephanie Bos
Stephanie Bos

Communication Manager


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